LA012 Workout:
Sadismus in Whiplash

Im zweiten Lacan-Workout besprechen wir am Beispiel von Whiplash Lacans Theorie des Sadismus. Wir beziehen uns dabei auf sein Schema des sadistischen Begehrens, das so aussieht:

Die linke Seite (mit a und V) ist die Seite des sadistischen Subjekts.
Die rechte Seite ($, S) ist die Seite seines Adressaten, seines „Opfers“.

Die Bedeutung der Kürzel:
d = désir (Begehren) [des Sadisten]
a = Objekt a [Stimme, mit welcher der Sadist sich identifiziert]
V = volonté de jouissance (Wille zur Lust, zum Genießen) [Lustwille des grausamen Anderen, des grausamen „Gottes“, in dessen Dienst der Sadist sich stellt]
$ = sujet barré (ausgestrichenes Subjekt), sujet divisé (gespaltenes Subjekt) [das „Opfer“, insofern es in der Perspektive des Sadisten von Angst, Scham und Schmerz zerrissen ist]
S = sujet brut du plaisir (rohes Subjekt der Lust (plaisir)) [das „Opfer“, insofern es in der Perspektive des Sadisten rein durch das Lustprinzip bestimmt ist]

Sie finden das Schema in: Jacques Lacan: Kant mit Sade (1963). In: Ders.: Schriften. Band II. Vollständiger Text. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2015, S. 289–321, dort auf S. 301. (Die Übersetzung dieses Aufsatzes durch Wolfgang Fietkau in der von Norbert Haas herausgegebenen älteren Ausgabe der Schriften ist nicht zu empfehlen, sie ist stark mangelhaft. Mai Wegener hat Fietkaus Übersetzung überarbeitet, diese verbesserte Version gibt es in Lacan entziffern hier.)

Whiplash ist ein Film von 2014, Drehbuch und Regie: Damien Chazelle. Das Drehbuch finden Sie hier.

Zum Weiterlesen

Rolf Nemitz: Das Schema des sadistischen Begehrens. In: Lacan entziffern, Eintrag vom 10. April 2013

Mladen Dolar: His masterʼs voice. Eine Theorie der Stimme*. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007

Jacques Lacan: Die Stimme Jahwes. In: Ders.: Die Angst. Das Seminar, Buch X. 1962–1963. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Turia und Kant, Wien 2010, S. 303–320 (hier spricht Lacan über den Schofar)

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2 Gedanken zu „LA012 Workout:
Sadismus in Whiplash

  1. Dass der Pädagoge versucht, seine Schüler zu Naturwesen zu verwandeln, erinnerte mich an eine Arte-Doku über die Entwicklung pädagogischer Techniken auf Grundlage moderner neurologischer Erkenntnisse. Weil man weiß, wie die neurologischen Prozesse hinter Konzentrationsfähigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit, etc. ablaufen, kann man daraus Techniken, also Aufgabestellungen ableiten, die diese Prozesse verbessern sollen. Wird hier nicht versucht, die Natur des Kindes im Sinne einer neurologischen Veranlagung zu entfalten? Falls ja, wie muss man das dann werten? Einfach als eine Erziehungsweise „jenseits der Sprache“ oder muss man dahinter jetzt auch ähnlich sadistische Aspekte wie bei Whiplash vermuten, wo ja auch eine pädagogische Situation dargestellt ist?

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